Ich sehe was, was Du nicht siehst, und zeig es Dir

Ich habe schon immer gemalt und gezeichnet und seit ich schreiben konnte, täglich meine Handschrift gewechselt. Allerdings musste ich zuhause immer aufpassen und etwas unterlegen, um nichts dreckig zu machen – ich fühlte mich ausgebremst und das war wahrscheinlich der Grundstein für meine Liebe zu Farbspuren aller Art und einer oft roughen Malweise.

Meine Professionalisierung fing im Teenager-Alter beim Eisverkaufen an. Mir fehlten Plakate und Schilder, um das Eis besser zu verkaufen und so malte ich sie einfach selbst. Später kam noch das Illustrieren von Speisekarten hinzu. Halb Ostholstein hatte von mir geschriebene und gestaltete Speisekarten in den Restaurants.

Nach dem Abi kam die Grafikausbildung wie gerufen und seit meinem Abschluss arbeite ich als freie Grafikerin in Hamburg. Vom Dorf in Ostholstein zog es mich in die Großstadt. Mit Sehnsucht nach Weite, Ferne, Freiheit war das Ziel eigentlich Berlin – bedeutete ja fast New York. Hamburg ist es geworden, wo ich echte Liebe gefunden habe, nicht nur persönlich.

Über ein Jahr, jeden Tag über hundert Kilometer hin und zurück, mit TonSteineScherben auf der Kassette, fuhr ich zu meinem Grafikstudium an der Kunstschule Wandsbek. Später konnte ich endlich in Hamburg festmachen und meine Kinder sangen schon im Alter von drei Jahren: „Du bist nicht besser als der neben dir ...“

Ich arbeite schon lange als Grafikerin und die freie Kunst nahm immer mehr Raum ein. Weg von Timings und Briefings entstehen Gemälde in verschiedenen Techniken, viele vom Hamburger Hafen, von großen Schiffen. Die weite Welt, verpackt in Containern, die beeindruckenden Größenverhältnisse, die Atmosphäre bei schlechtem Wetter ... Immer mehr liebe ich die Freiheit, auf einer Leinwand Szenerien collagenartig zu inszenieren, ohne Anspruch auf Logik, aber rührend, verrückt, amüsant.

Ich will machen, was ich will

Deshalb müssen Rost, Patina und raues Hafenklima auf die Leinwand, Porträts Liebe und Respekt ausdrücken, entstehen collagenartige Bilder, die jedem eine Geschichte erzählen. Ein Wort, ein Gegenstand, ein gehörter Satz lassen oft augenblicklich ein Bild entstehen. Texturen, Falten, Schatten haben einen besonderen Reiz und ich fordere mich immer wieder heraus, diese malerisch umzusetzen.

Auch Reisen haben mächtig Eindruck hinterlassen. Zwischen San Juan de las Galdonas und Zinnowitz auf Usedom waren es einige Ziele und haben vor allem meine Farbwelt beeinflusst. 

Mitglied im BBK Hamburg